In diesen Tagen gilt es des 21. Todesjahres von Odysseas Elytis zu gedenken, der am 18. März 1996 in Athen starb. Der Lyriker und Nobelpreisträger des Jahres 1979 war ein hymnischer Sänger mediterraner Schönheit und mediterraner Tragik. Odysseas Elytis, eigentlich Odysseas Alepoudelis, wurde am 2. November 1911 in Iraklion auf Kreta geboren. Wenig später zog die Familie nach Athen, wo er, nach dem Besuch einer Privatschule, Jura studierte. 1940 erschien sein erster Gedichtband „Orientierungen“ (Prosanatolismi). Der Lyriker gab sich selbst den bedeutungsschweren Namen «Elytis» nach «Ellada» – Griechenland. Im Winter des gleichen Jahres nahm Elytis am Albanienkrieg teil, den er in Helden- und Trauerlied auf den in Albanien gefallenen Unterleutnant sehr eindrucksvoll schildert.

Elytis wurde in Iraklion auf Kreta geboren, seine Familie aber stammte von Lesbos, und diese Insel ist es auch, die dem Erwachsenen zum poetologischen Sehnsuchtsort wird. «Meine einzige Sorge die Sprache an den Küsten Homers», sagt er in seinem bedeutungsvollen Werk „Axion Esti“ (Gepriesen sei), das er größtenteils im Sommer 1954 auf der ägäischen Insel Paros schrieb, sein Hauptwerk, das 1959 veröffentlicht wurde und welches Mikis Theodorakis Anfang der 60er Jahre vertonte, und es die «Bibel Griechenlands» genannt hat.

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Ein später Lyrik-Zyklus ist das schmale, aber gewichtige Werk „Die Oxópetra Elegien“ aus dem Jahr 1991. Er gilt neben „Gepriesen sei“ (dt. 1969) als Höhepunkt in Elytis’ Schaffen. In den vierzehn Elegien geht es um einen von allen negativen Aspekten befreiten Tod, der ganz mit Unendlichkeit und Ewigkeit identifiziert wird. Drei Dichterelegien – Hölderlin, Novalis und Solomos gewidmet, der in Messolongi die griechische Nationalhymne schrieb – beschäftigen sich mit dem Thema der Sagbarkeit des Nicht-Sagbaren, der Übersetzung von Epiphanien in Sprache. 1995, ein Jahr vor seinem Tod, erscheint, unter dem Titel „Westlich der Trauer“, ein weiterer Zyklus. Er besteht aus sieben langen Gedichten, die in Ton und Atmosphäre an Oxópetra anknüpfen.Das dichterische Werk von Odysseas Elytis bildet für das Verständnis der neugriechischen Lyrik und des heutigen Griechenlands einen Meilenstein.