Der Karneval hat seine Wurzeln in den antiken Mysterien, die dazu dienten, die Erde zu besänftigen und mit springendem Tanz in Verschleierung die bösen Geister zu vertreiben. Im Laufe der Jahrhunderte haben einige antike Bräuche in christlichen Praktiken übergegangen und eine andere Bedeutung bekommen. Im antiken Griechenland fand das Fest Anfang des Frühjahres in Ehren des Gottes des Weines und der Freude, Dionysos, statt, da der Gott die Wiedergeburt des Lebens nach dem Winter symbolisierte. Heute wird die Karnevalszeit im gleichen Zeitraum gefeiert, sie hängt jedoch von dem Osterfesttag ab.

DerKarnevalin Griechenlandhat dieses Jahr bereits am Sonntag, dem 17. Februar begonnen und ist damit zeitlich mehr oder weniger deckungsgleich mit dem „europäischen“ Karneval, denn das diesjährige Osterfest findet in Griechenland nur eine Woche später als im Rest Europas statt (Ostersonntag ist in Griechenland am 28. April, im Rest Europas bereits am 21. April). Die Große Tessarakostí oder einfach Sarakostí beginnt am Reinen Montag (griechisch: Kathará Deftéra) und endet am Freitag vor dem Samstag des Lazarus (Lazarus‘ Auferstehung). Damit ist die Zeit der 40 Tage der Fastenzeit gemeint, welche dem orthodoxen Ostern vorangehen.

Höhepunkt der närrischen Feierlichkeiten in der letzten Woche, bekannt unter dem Namen „Tyrini“ (Käsewoche), und insbesondere am letzten Wochenende mit dem „Kathara Deftera“ (Rosenmontag), der den Beginn des östlich-orthodoxen Ostern markiert, ist ein Feiertag in Griechenland, der von dem sogenannten „Koulouma“-Fest und der weit verbreiteten Tradition des Drachenfliegens im ganzen Land geprägt ist.

Heute gibt es viele verschiedene Karnevalsarten und närrischen Paraden in Griechenland. Hunderte von Gruppen nehmen an diesen Paraden teil, und jeder, der teilnehmen möchte, kann sich nur einer Gruppe anschließen.

•    Der Karneval von Patras : Der König des Karnevals

Der Karneval von Patras ist der größte seiner Art in Griechenland und einer der größten in Europa. Dieser Karneval ist ausschließlich italienischer Herkunft und findet vollkommen unabhängig von den Faschingsbräuchen im Übrigen Land statt. Tanzparaden, das „Spiel des versteckten Schatzes“, der Kinderkarneval, Konzerte und traditionelle Veranstaltungen, bilden eine einzigartige Faschingsstimmung. Höhepunkt der Feier ist die Nachtparade –die sogenannte „nyhterini podarati“-, in der Menschen mit Fackeln in Gruppen tanzen, die Große Parade (mit festlich geschmückten Umzugswagen) und die spektakulären Abschlussfeierlichkeiten (am letzten Faschingssonntag, vor dem Rosenmontag), wobei der König des Karnevals verbrannt wird.

•    Der Karneval von Xanthi

Der Karneval von Xanthi ist der größte Karneval Nordgriechenlands mit Faschingsveranstaltungen, die die Geschichte, die Folklore und die Kultur der Region veranschaulichen. Der Höhepunkt des Karnevals ist die große Karnevalsparade, gefolgt von der lokalen Gepflogenheit des „Verbrennnung des Tzaros“. Der „Tzaros“ ist eine Menschenstatue des Karnevalskönigs, der von dem Fluss Kosynthos am Eingang der Altstadt von Xanthi am letzten Sonntag angezündet wird. Ein beeindruckender Feuerwerkskörper ergänzt die Abschlusszeremonie, während Kinder miteinander in Konkurrenz treten, um ein Stück Süßspeise mit dem Mund zu greifen, während ihre Hände an den Rücken gebunden sind.

•    Die Bräuche von  „Yeros“ und „Korela“ auf der Insel Skyros

Während des Karnevals gehen, auf der Insel Skyros, der „Yeros“ (alter Mann) und die „Korela“ (junges Mädchen) auf die Straße, um etwas Besonderes in die gesamte Faschingsstimmung zu präsentieren. Der „alte Mann“ trägt einen dunklen Mantel mit zwei bis drei Reihen, um seine Taille verbundenen, Glöckchen. Sein Gesicht ist mit einem kleinen Ziegenfell bedeckt. Die „Korela“, die Partnerin des alten Mannes, ist mit dem traditionellen weißen Kostüm von Skyros gekleidet. Sie tanzt um den alten Mann. Das Paar wird von einer dritten Figur, der „Franzose“, begleitet. Am Rosenmontag (Kathara Deftera) gibt es eine andere Skyros-Karnevalstradition, die „Trata“, wobei die Fischer der Insel gereimte Geschichten in der Öffentlichkeit erzählen.

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•    „Genitsari und Boules“ in Naoussa und „Ragoutsaria“ in Kastoria

Die Bräuche der „Genitsari und Boules“ sind das bekannteste Faschingsfest in Naoussa. Zu den Teilnehmern gehören ausschließlich unverheiratete Männer, die sich als „Genitsari“ verkleidet sind. „Boula“, die Braut, ist auch ein entsprechend verkleideter Mann. Auch Kinder nehmen gemeinsam mit Musikern, die dabei traditionelle Instrumente spielen, an der Veranstaltung teil. „Ragoutsaria“, der sogenannte „Karneval von Kastoria“, bezieht sich auf die Wiederbelebung der altgriechischen dionysischen Mythen und soll den Einheimischen dabei helfen, die alltäglichen Probleme des ganzen Jahres zu vergessen. Über seine symbolischen Interpretationen hinaus gibt der Brauch von „Ragoutsaria“ den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt einen spielerischen Ton an. Er wird von mehreren Besuchern aus dem ganzen Lande bestaunt.

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•    Rethymnon (Kreta): Karnevalsfeiern folgen eine venezianische Tradition

Mit einem starken renaissancehaften Hauch lädt der Karneval von Rethymnon („Rethemniotiko Karnavali“, erstmals 1914) die Besucher ein, sich an den närrischen Feierlichkeiten zu beteiligen, zu denen auch der Tanz der Gruppen, die Schatzsuche und die alten griechischen „Kantaden“ („Serenaden“) gehören. Die Feierlichkeiten gipfeln im Rahmen der, mit einem starken venezianischen Einfluss geprägten, Großen Parade. Am Rosenmontag mehrere langfristig stehende Traditionen kommen wieder ans Tageslicht: „Moutzoúroma“ („Kleckserei“) in den Dörfern Arméni, Geráni und Rousospíti, „Klépsimo tis Nyfis“ („Das Stehlen der Braut“), „Avgomázema“ (Eiersammelstelle) und „Kantí“ im Dorf Melidóni. Es lohnt sich noch das Dorf Méronas zu besuchen, in dem eine Vielzahl von Bräuchen wieder eingeführt wurden, wie „Lerades“, „Arkoúda“ (Bär), „Hódja“ (türkischer Geistlicher), „Tsangáris“ (Kubler), „Proxenió“ (Partnervermittlung) und „Kamíla“ (Kamel).

•    „Petegoletsia“ auf der Insel Korfu und „Gkiostres“ auf der Insel Zakynthos

Der berühmte Karneval von Korfu ist 450 Jahre alt und hat seine Wurzeln im Mittelalter, als die venezianischen Eroberer diese Tradition aus dem eigenen Heimatland mitgebracht haben. Ein interessanter Brauch von Korfu ist „Pestgoletsia“, d. h. der „Klatsch“. Es handelt sich um eine Art vom Straßentheater, in dem die Schauspieler sich an den Fenstern der Altstadthäuser sitzen und den neuesten Klatsch im lokalen Dialekt austauschen. Ein bemerkenswertes Ereignis im Karneval von Zakynthos ist der berühmte „Gkiostres“, in dem die Inselbewohner Pferderennen im Einklang mit der alten Tradition von Ritterwettbewerben durchführen.

•    Karneval in Kontinentalgriechenland

Der Karneval von Tyrnavos wird als der größte Karneval in Zentralgriechenland betrachtet, und das, was ihn berühmt macht, ist das „Bourani“, eine Feier des Phallus, die die Weitergabe des Lebens symbolisiert. Während des letzten Wochenendes der Faschingszeit wird die Legende der Geister in Amfissa wiederbelebt, in einer Region, wo die Legenden über Geister sehr häufig sind. Am Karnevalssonntag wird eine Veranstaltung mit der Bezeichnung „Gaitanaki“ (Karussell) in Livadia organisiert. Die Nachbarbezirke bereiten ihre eigenen Maibäume, zusammen mit Blumenbooten und Tänzern, vor und marschieren auf den zentralen Platz vorbei, wo sie sich den Maibäumen anschließen und herumtanzen. In Thiva gibt es am Rosenmontag eine Wiederbelebung der „Hochzeit der Vlacher“ (Vlachikos gamos). Das Spektakel ist aufgrund der bunten Hochzeitparade und der begleitenden traditionellen Musik einzigartig. Nicht zuletzt ist der Karneval von Galaxidi zu nennen. Er ist aufgrund der Gebräuche von „alevomoutzouromata“ (Mehlkriege), die am Rosenmontag stattfinden, sehr populär geworden.

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•    Karneval im Dodekanes

Am Rosenmontag beginnen die Feierlichkeiten auf der Insel Karpathos früh, wo der Brauch des „Gerichtes für sittenwidrigen Handlungen“ stattfindet. Alle Männer, als Frauen verkleidet, erheben mit frechen Sprüchen Anschuldigungen gegen die übrigen Männer, während die „tzafiedes“ (die Polizisten) alle verhaften und sie vor Gericht bringen. Am Ende ist niemand freigesprochen und alle werden zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt, die alle in der Tat doch bezahlen! Auf der Insel Leros beleben die Bewohner die Tradition der “kamouzéles”. Männer, mit farbigen Decken zugedeckt, mit geschwärzten Gesichtern und mit Speeren bewaffnet, laufen durch die Straßen, während Kinder, als Mönche verkleidet, tragen Gedichte von Haus zu Haus vor.

Quelle:

GNA: http://greeknewsagenda.gr/index.php/topics/culture-society/5885-carnival-festivities-around-greece

AC