Im Jahr 1834, nur ein Jahr später nachdem Otto zum König Griechenlands ernannt wurde, hatte der junge König den Auftrag zur Gründung einer Pinakothek in Athen gegeben. Die ersten Anfänge waren schwierig, der Bau eines Gebäudes wurde durch fehlende Geldmittel verschoben, doch der Architekt Friedrich von Zentner hatte im Einvernehmen mit dem König eine erste Sammlung anlegen können. Mehrere begüterte Athener Familien trugen durch Schenkungen dazu bei, dass die Sammlung bis 1878 auf 117 Gemälde anwuchs. Diese wurde im Politechnion-Gebäude ausgestellt.

Knapp zwanzig Jahre später, im Jahre 1896, das Jahr der ersten, in Athen stattgefundenen Olympischen Spiele, stiftete der wohlhabende Andreas Soutsos den Betrag von 3 Millionen Drachmen zum Bau der Athener Pinakothek. Nach dem zweiten Weltkrieg erreichte der emsige Direktor Marinos Kalligás mit viel Diplomatie, dass das französische Kulturinstitut sich zur Schenkung damals moderner französischer Kunst entschied. So wurde die bis zu diesem Zeitpunkt bereits stattliche Kunstsammlung durch Werke von Picasso, Matisse, Braque, Bonnard, Laurens und anderen Namen dieser Zeit bereichert und das Fundament für eine moderne Pinakothek gelegt.

Die neue erweiterte Nationalpinakothek wurde symbolisch dieses Jahr am 24. März anlässlich des 200. Jubiläums des Griechischen Aufstandes gegen das osmanische Joch eingeweiht. Die Kulturministerin Lina Mendoni betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass Athen nunmehr sich unter „die Hauptstädte mit großen Kunstmuseen“ einreihe.

In der heutigen, stark restaurierten und erweiterten Nationalpinakothek werden hauptsächlich Werke der griechischen Malerei des 19. und des 20.Jahrhunderts präsentiert. Die Einweihung beendete eine lange Wartezeit, die der Bau der neuen dazugekommenen Teile in Anspruch genommen hatte. Das Grundgebäude aus den 60er Jahren wurde integriert, die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten begannen bereits vor gut zehn Jahren und endeten rechtzeitig zur Neueröffnung.

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Eine Sensation für Kenner stellen zwei monumentale Wandmalereien des wenig bekannten, aber bedeutenden Malers Fotis Kontoglou (1895-1965) dar, welche zum ersten Mal ausgestellt werden. Kontoglou, der die strenge byzantinische Ikonenmalerei wieder allgemein beliebt machte, verwendet den byzantinischen Stil auch bei diesen Wandmalereien, die zuvor zwei Wände seines Privathauses schmückten. Jetzt zieren sie die neue Nationalpinakothek. Es ist ein bedeutendes Werk, das nicht zerstört wurde und in welchem Jugenderinnerungen aus seiner kleinasiatischen Heimat verarbeitet wurden und das Schicksal von ca. 1,5 Millionen griechischen Flüchtlingen darstellt.

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Die große Athener Schule des 19. Jahrhunderts ist ferner durch Werke von Nikiphoros Lytras, Nikolaos Gisis, Konstantinos Volanakis und anderen vertreten. Auch die bedeutenden Maler des vergangenen 20. Jahrhunderts bis hin zu heute lebenden Künstlern wie etwa Loukas Samarás sind präsent. Besonderer Erwähnung bedarf die europäische Malerei der Renaissance, es befinden sich Werke von El Greco, Jakob Jordaens, Giovanni Battista Tiepolo u.a. in der Ausstellung. Wie schon erwähnt kann der Besucher auch die großen Namen der Moderne, wie Eugène Delacroix, Auguste Rodin, Piet Mondrian, Picasso u.a. in einer hochkarätigen Sammlung bewundern.

Ein Höhepunkt der Athener Nationalpinakothek war die im Jahr 1999-2000 musterhaft organisierte Ausstellung „El Greco – Identity and Transformation“, die durch das spanische Königspaar feierlich eröffnet wurde. Sie ist mit über 630.000 Besuchern eine der weltweit meistbesuchten und erfolgreichsten Ausstellungen gewesen.

(AL)