Maira Myrogianni ist seit August 2024 Generalsekretärin für die griechische Diaspora und öffentliche Diplomatie im griechischen Außenministerium. Zuvor war sie von Juli 2023 bis Juli 2024 Generalsekretärin für internationale Wirtschaftsangelegenheiten im Ministerium.

Sie ist Absolventin der juristischen Fakultät der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen sowie der juristischen Fakultät der Universität Lille II in Frankreich. Außerdem besitzt sie einen Master-Abschluss in sozialer Diskriminierung, Einwanderung und Staatsbürgerschaft und promoviert derzeit an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften der Universität Peloponnes. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Menschenrechte und Europarecht. Im Außenministerium ist sie Expertin für Einwanderungs- und Asylfragen.

Maira Myrogianni verfügt über umfassende Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung. Mehrere Jahre war sie als Rechtsberaterin für das Außenministerium, das Ministerium für maritime Angelegenheiten, das Ministerium für Kultur und Sport, das Ministerium für nationale Verteidigung sowie das Ministerium für Arbeit und Soziales tätig. Dabei war sie insbesondere in den Bereichen internationale Beziehungen und Zusammenarbeit mit europäischen Institutionen sowie anderen internationalen Organisationen aktiv.

In ihrem Interview spricht Generalsekretärin Myrogianni über die Rolle der öffentlichen Diplomatie bei der Förderung des internationalen Images Griechenlands, die komparativen Vorteile des Landes, die Bedeutung der Vernetzung mit der griechischen Diaspora sowie über die Initiativen der Regierung im Rahmen des strategischen Plans 2024–2027.

  1. Was ist Ihre strategische Vision für die öffentliche Diplomatie? Wie kann die öffentliche Diplomatie zu den Zielen der griechischen Außenpolitik beitragen?

Das Außenministerium hat den Strategischen Plan 2024–2027 entwickelt, der die Beziehungen zur griechischen Diaspora und die Politik der öffentlichen Diplomatie in den Mittelpunkt stellt. Zentrale Säulen des Plans umfassen außenpolitische Prioritäten sowie die Förderung des internationalen Images Griechenlands. Im Einklang mit den Richtlinien des Ministeriums, unter der Koordination von Minister Gerapetritis und in Zusammenarbeit mit Vizeminister Loverdos, verfolgen wir das Ziel, die öffentliche Diplomatie zu stärken und die Stärken sowie Wettbewerbsvorteile unseres Landes zu fördern.

    Dazu gehören unsere Sprache und Kultur im universellen Kontext, im Licht unseres kulturellen Erbes und der zeitgenössischen Kulturproduktion, die Förderung der griechischen Studien sowie der Bildungs- und Wissenschaftsaustausch. Unsere Priorität ist es, die Innovationskraft, Reformen, Investitionsmöglichkeiten, grünen Initiativen und Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels des Landes zu präsentieren. Darüber hinaus möchten wir Griechenland als Energiezentrum positionieren und seine Rolle als Stabilitätspfeiler im östlichen Mittelmeerraum und in Südosteuropa hervorheben.

    Wir werden in Kürze den Strategischen Plan für öffentliche Diplomatie vorstellen. Ziel des Plans ist es, die komparativen Vorteile des Landes zu betonen und dabei insbesondere den Einsatz digitaler Instrumente zu fokussieren. Ein zentrales Ziel ist die Umsetzung einer neuen Strategie zur Neuausrichtung des Landes, die auf Griechenlands traditionell starkem Kulturkapital aufbaut und den interkulturellen Dialog aktiv fördert.

    2. Welche Rolle spielen die Griechen in der Diaspora bei der Stärkung des internationalen Images Griechenlands, und welche Initiativen haben Sie in diesem Zusammenhang ergriffen?

    Die Griechen im Ausland sind für die internationale Förderung unseres Landes von unschätzbarem Wert. Millionen von Griechen weltweit bewahren unsere Traditionen, Sprache und Kultur und fungieren als Brücken zwischen ihren Gastländern und Griechenland. Sie agieren als weltweite Botschafter unserer Kultur, Sprache und Bräuche. Diese einzigartige Verbindung ermöglicht es uns, unsere internationalen Beziehungen zu stärken, insbesondere mit jüngeren Generationen, während die Bewahrung der Sprache als verbindendes Element der nationalen Identität weiterhin eine große Herausforderung darstellt.

    Die Stärkung der Beziehungen zwischen Griechen im Ausland und unserem Land ist eine zentrale Säule der griechischen Außenpolitik. Unser Hauptziel ist die weitere Vernetzung der griechischen Diaspora durch die Förderung von wissenschaftlichen, akademischen, wirtschaftlichen, künstlerischen, kulturellen und jugendlichen Netzwerken.

    In diesem Rahmen stellte Minister Giorgos Gerapetritis im Beisein von Premierminister Kyriakos Mitsotakis den Strategischen Plan 2024–2027 für Auslandsgriechen vor. Er ist der erste umfassende und kohärente Plan für Auslandsgriechen, der die unterschiedlichen Merkmale jeder Gruppe sowie ihre aktuellen Bedürfnisse berücksichtigt.

    Der Plan sieht unter anderem vor: die Unterstützung und Entwicklung von Netzwerken und Gremien für Expatriates, die Förderung von Verbindungen zwischen dem griechischen Innovations- und Unternehmertums-Ökosystem und den entsprechenden Expatriate-Netzwerken sowie insbesondere die Förderung und Unterstützung der neuen Generation von Diaspora-Griechen.

    Zwei charakteristische Beispiele für die Stärkung der Beziehungen zur griechischen Diaspora sind: erstens die Einführung des griechischen Diaspora-Jugendsymposiums, das erstmals im November 2024 in Athen stattfand, und die Initiative der Jugenddiaspora-Botschafter, und zweitens die Einführung von jährlichen Programmen zur Aufnahme von Diaspora-Jugendlichen in Griechenland.

    3. Sie haben eine Reihe von Initiativen ergriffen, um Griechenland international zu fördern. Können Sie uns mehr über einige dieser Initiativen berichten?

    Unter unseren Initiativen möchte ich die Ausrichtung der diesjährigen Plenarsitzung des Clubs von Venedig in Athen am 21. und 22. Mai hervorheben. Der Club von Venedig ist ein europäisches Netzwerk hochrangiger Regierungs-Kommunikationsprofis, in dem mehr als 30 Länder auf höchster Ebene vertreten sind, darunter die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Kandidatenländer, das Vereinigte Königreich, die Institutionen der EU, der Europarat sowie weitere relevante Gremien. Die Plenarsitzung fand in unserem Land im Rahmen umfassender Bemühungen statt, durch gezielte Konferenzen, Seminare und Workshops zentrale Themen der öffentlichen Diplomatie zu fördern.

    Darüber hinaus gehört es zu unserer Kernpolitik, die Lehre der griechischen Sprache, Geschichte und Kultur an Schulen und Universitäten im Ausland zu unterstützen, insbesondere dort, wo Abteilungen für Griechische Studien existieren. Im vergangenen Jahr haben wir 43 solcher Abteilungen gefördert, und in diesem Jahr werden wir über 80 Abteilungen unterstützen. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, die Zusammenarbeit zwischen griechischen und ausländischen Universitäten zu stärken und englischsprachige Kurse, die von griechischen Universitäten angeboten werden, weiter zu fördern.

    Zu diesem Zweck planen wir die Vernetzung und Verbindung von Universitätslehrstühlen mit relevanten Organisationen in Griechenland, die Entwicklung von Austausch- und Gastprogrammen für Studierende, Forschende und Lehrkräfte, die Bereitstellung von Büchern und Lehrmaterialien sowie die Nutzung digitaler Werkzeuge für das Fernlernen.

    In diesem Rahmen wurde ein Memorandum of Cooperation zwischen dem griechischen Außenministerium und der Organisation „Study in Greece“ unterzeichnet, das neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit im akademischen Bereich eröffnet. Darüber hinaus schloss das Außenministerium ein Kooperationsabkommen mit der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen. Dieses Protokoll fördert insbesondere Programme und Maßnahmen zum Erlernen der griechischen Sprache, Geschichte und Kultur für Griechen der Diaspora und Philhellenen. Gleichzeitig stärkt es die Synergien im Bereich der griechischen Studien, indem die Universität Athen mit griechischen Studienabteilungen und -zentren im Ausland vernetzt wird.

    Gleichzeitig arbeiten wir eng mit der University of Western Macedonia (UWM), der Aristoteles-Universität Thessaloniki (AUTH), der Columbia University und dem Columbia Global Center in Athen sowie der Universität Ioannina zusammen.

    In diesem Zusammenhang haben wir Stipendien an Ausländer und Diaspora-Griechen vergeben, die im akademischen Jahr 2025/26 an griechischen Universitäten studieren möchten, um einen Hochschulabschluss zu erlangen. Im Rahmen des Programms wurden 50 Stipendien an Personen aus insgesamt 34 Ländern vergeben. Auf diese Weise entsteht ein internationales Netzwerk junger Wissenschaftler, die die griechische Sprache und Kultur kennenlernen und zu potenziellen „Botschaftern“ Griechenlands werden.

    4. Welchen Beitrag leistet Kultur zur „Soft Power“ eines Landes?

    Kultur ist eine der zentralen Säulen der „Soft Power“ eines Landes. Griechenland, ein Land mit reichhaltigem kulturellem Erbe, nutzt seine Kultur, Kunst, Sprache, Musik, sein Kino und andere Ausdrucksformen, um sein internationales Profil zu stärken und seinen Einfluss auszubauen.

    Griechenland gehört laut internationalen Soft-Power-Rankings zu den einflussreichsten Ländern. Die Soft Power des Landes basiert auf einer Kombination historischer und zeitgenössischer Errungenschaften. Griechenland verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Kapital, das aus seiner langen Geschichte und seinem kulturellen Erbe resultiert. Zusammen mit seiner strategischen geografischen Lage und weiteren Faktoren, wie seiner führenden Rolle in der Schifffahrt, stärkt dies seinen globalen Einfluss und sein Potenzial.

    Insbesondere die griechische Kultur stellt einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil unseres Landes dar. Kulturdiplomatie ist ein wirksames Instrument, um unsere universellen Werte einem internationalen Publikum zu vermitteln. Der jährliche Aktionsplan des Ministeriums, koordiniert von Minister Giorgos Gerapetritis und in Zusammenarbeit mit Vizeminister Ioannis Loverdos, sieht gezielte kulturdiplomatische Maßnahmen vor, die wir gemeinsam mit den Public-Diplomacy-Büros unserer Behörden im Ausland umsetzen. Dazu gehören kulturelle Veranstaltungen, die Teilnahme an Ausstellungen sowie die Unterstützung griechischer Festivals. Unsere Strategie umfasst zudem Initiativen, die andere Säulen der Public Diplomacy stärken, etwa die Förderung der griechischen Sprache sowie die Zusammenarbeit im Bildungs- und Sportbereich.

    Konkret unterstützen wir Initiativen und Kooperationen im Bereich des kulturellen Ausdrucks, die die Sichtbarkeit traditioneller Kunstformen erhöhen – von der Organisation griechischer Kunstmessen bis hin zur Förderung traditioneller Musik, Tanzaufführungen und Tanzlehrprogramme in Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen und Universitäten. Darüber hinaus planen wir, Volkskunst und traditionelles Handwerk zu fördern sowie Workshops in den Künsten Weben, Sticken, Keramik und Schmuckherstellung anzubieten. Ziel ist es, die Verbindung zwischen zeitgenössischer und traditioneller Kultur zu stärken und künstlerische Interaktionen hervorzuheben.

    Wir verfolgen zudem Initiativen zur Förderung zeitgenössischer kultureller und künstlerischer Ausdrucksformen. Dazu gehört die Umsetzung einer Strategie, die Bücher als Kulturgut und Kommunikationsbrücke nutzt: Wir fördern griechische Literatur und Publikationen, unterstützen Bibliotheken im Ausland sowie internationale Buchmessen. Darüber hinaus planen wir in Zusammenarbeit mit relevanten Partnern Aktionen zur Präsentation der griechischen Filmproduktion im Rahmen von Festivals oder Kino-Wochen. Ziel ist es, Brücken zwischen griechischen und ausländischen Kulturschaffenden sowie Kulturinstitutionen in den Bereichen Literatur, Theater und Kino zu bauen und institutionelle Partnerschaften mit Museen und anderen Kultureinrichtungen zu etablieren.

    (PS)