Karl Krazeisen (1794–1878) war ein deutscher Offizier, Maler und Philhellene, der als Freiwilliger im griechischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte. Sein bedeutendster Beitrag sind die Zeichnungen der führenden Persönlichkeiten des Jahres ’21. Diese Zeichnungen haben uns die Hauptfiguren der griechischen Revolution bekannt gemacht.

Karl Krazeisen wurde am 28. Oktober 1794 in der Oberpfalz, Bayern, geboren. Er verfolgte eine militärische Laufbahn und kämpfte 1813 während der Napoleonischen Kriege (1813–1814) gegen Frankreich.

1826 trat er in ein bayerisches Freiwilligenkorps ein und kam im Rang eines Leutnants nach Griechenland, um an der Seite der Revolutionäre zu kämpfen. Unter dem Kommando von Fabvier nahm er von November 1826 bis April 1827 an wichtigen Schlachten teil, darunter die Belagerung Athens 1826 und die Belagerung der Akropolis 1827. Danach kehrte er nach München zurück. Er wurde wegen Fahnenflucht angeklagt und im anschließenden Prozess freigesprochen.

Während seines Aufenthalts in Griechenland malte Krazeisen, der ein autodidaktischer Maler und Zeichner war, mehrere Landschaften und Porträts, die meisten davon mit Bleistift auf Papier. Er hatte die Gelegenheit, mit vielen Protagonsten der griechischen Revolution in Verbindung zu treten. Als Amateurmaler malte er die Porträts vieler Kämpfer.

Er fertigte auch Zeichnungen mit Alltagsszenen der damaligen Zeit an, in denen die Hauptfiguren anonyme Figuren waren. Charakteristisch sind die Landschaften von Nafplio und der Akropolis.  Seine Anwesenheit in Ägina fällt auch mit der Ankunft des ersten griechischen Dampfschiffes zusammen, das „Karteria“ genannte wurde und dessen Kapitän der englische Philhellen Frank Abney Hastings war, sowie der Fregatte „Hellas“.

Die Fregatte „Hellas“ und das Dampfschiff „Karteria“, 1827

Die neunzehn Porträts der Protagonisten der Revolution malte Krazeisen entweder in den Lagern, die er durchquerte, oder in der 3. Nationalversammlung, in der er anwesend war. Er nahm an der Schlacht von Faliros teil, in der Georgios Karaiskakis getötet wurde. Krazeisen malte das Gesicht des griechischen Generals am Tag vor seiner tödlichen Verwundung. Dieser Porträtentwurf wurde unvollendet gelassen. Es ist das einzige Porträt, das nicht die Unterschrift der abgebildeten Person trägt. Denn, um den Charakter der Porträts historische Dokumente gewährzuleisten, ließ Karl Kratseisen die abgebildete Person am unteren Rand des Papiers unterschreiben.

Georgios Karaiskakis, 1827

Im August 1827 fertigte Krazeisen sein letztes Werk in Griechenland an, das Porträt des bedeutenden Philhellenen Baron Friedrich Eduard von Rheineck (1796-1854). Krazeisens Gesamtwerk umfasst 91 Gemälde, darunter 21 Aquarelle von Landschaften und die restlichen 70 Bleistiftzeichnungen von Gesichtern, Denkmälern und Kampfkompositionen.

Die Festung von Palamidi mit einem Teil der Stadt Nafplio, 1828

Der Krieger I. G. Petas, 1826

Die in Lithografien veröffentlichten Porträts von Krazeisen sind diejenigen von:

Theodoros Kolokotronis,

Giakoumakis Tompazis

Nikitaras

Georgios Kountouriotis

A. Mavrokordatos

Makrigiannis

Konstantinos Nikodimos

G. Karaiskakis

Ioannis Makris

Andreas Zaimis

Konstantinos Kanaris

Georgios Sisinis

Kitsos Tzavelas

Ioannis Milaitis

Andreas Miaoulis

Zusätzlich wurden die Porträts von Ioannis Mavromichalis, Dimitrios Plapoutas, Konstantinos Axiotis, Ioannis Philimonas, Ioannis Petas und Konstantinos Botsaris lithographiert. Krazeisen zeichnete auch die Porträts der berühmtesten Philhellenen Charles Fabvier, Frank Hastings und Thomas Gordon. Jedes Porträt trägt die Unterschrift der dargestellten Person.

Ioannis Makrigiannis in Ägina, 1827

Ioannis Makrigiannis, 1828

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lithografierte Krazeisen seine Zeichnungen und veröffentlichte sie von 1827 bis 1831 in sieben Alben unter dem allgemeinen Titel ‚Bildnisse ausgezeichneter Griechen und Philhellenen nebst einigen Ansichten und Trachten. Nach der Natur gezeichnet und herausgegeben von Karl Krazeisen‘.

Ägina, 1828

Die 7 Alben wurden in der berühmten Lithographiewerkstatt von F. Hanfstaengl in München zwischen 1828 und 1831 gedruckt. Jedes Album hatte eine Größe von 52×40 cm und enthielt 4 Lithographien (3 Porträts und eine Landschaft oder ein Kostüm) sowie eine kurze Beschreibung der Bilder in Deutsch und Französisch. König Ludwig I. von Bayern war einer der Hauptfinanziers dieser Publikation.

Die Bourzi von Nafplio, 1826

Diese Lithographien dienten als Vorlage für die historische Ikonographie des griechischen Kampfes und waren zugleich die Quelle, aus der das kollektive Gedächtnis der Griechen die Bilder der Helden schöpfte, die ihnen die Freiheit brachten. Diese Bilder zierten Schulbücher und die Wände von Schulgebäuden.

Ägina mit der „Säule“ und Dörfern, 1827

Die Darstellung von Kolokotronis auf der 5000-Drachmen-Banknote von 1984 basierte auf Krazeisens Zeichnung. Die Veröffentlichung von Lithografien diente als künstlerische Inspirationsquelle für all jene Maler, die Griechenland vor der Ankunft von König Otto im Jahr 1833 nicht besucht hatten. Unter diesen Künstlern nehmen Peter von Hess und sein Schüler Theodoros Vryzakis einen wichtigen Platz ein.

Korinth, der Tempel des Apollon, 1827

Karl Krazeisen starb am 25. Januar 1878 im Alter von 83 Jahren in München. Nach Krazeisens Tod ging seine Werkesammlung als Erbe an seine Tochter Maria Krazeisen-Fetova über, die die Ehefrau des russischen Professors Ion Radionov Fetov war. Prof. Fetov unterrichtete zunächst in Berlin und dann in Galați, Rumänien. Nach Marias Tod informierte Fetov den griechischen Maler Nikolaos Gyzis über die Existenz der Lithografien und dass er beabsichtige, sie dem griechischen Staat zu schenken. Gyzis riet ihm, die Lithografien dem (inzwischen gegründeten) Museum der Stadt Athen zu übergeben.

Ägina, 1827

Am 13. Februar 1926 reichte Fetov die Geschichte der Sammlung ein und informierte offiziell das griechische Konsulat in Galatsi, Rumänien. Er beauftragte den im Ausland lebenden Griechen Antipas mit dem Verkauf. Einige Zeit später forderte Zacharias Papantoniou, der damalige Direktor der Nationalgalerie, in einem von ihm veröffentlichten Artikel die griechische Regierung auf, das Vermächtnis für den Betrag von 200.000 Drachmen zu kaufen und es dann an die Nationalgalerie zu liefern. Sein Vorschlag wurde akzeptiert, und so gelangte die Sammlung in den Besitz der Nationalgalerie.

Dorfhaus in Ambelakia, Salamis, 1827

Lithografien von Krazeisen befinden sich im Eleftherios-Venizelos-Saal des Nationalen Historischen Museums in Athen.

Nikitaras (Stamatelopoulos)

Admiral F.A. Hastings, 1828

Alexandros Mavrokordatos, 1828

Andreas Zaimis, 1828

Ioannis Markis-Milaitis, 1828

Oberst Thomas Gordon, 1828

Quellen:

Nationalgalerie

https://el.metapedia.org/

Εταιρεία γα τον Ελληνισμό και τον Φιλελληνισμό

Εθνικό Ιστορικό Μουσείο

www.archaiologia.gr

Fotos:

Nationalgalerie

(PS)