Es schien ein Tag wie alle anderen zu sein, doch bald stellte sich heraus, welche folgenreichen Ereignisse sich anbahnten. Wenige Stunden vorher, bereits in der Nacht, rollten Panzer durch Athen, Soldaten und Offiziere erschienen bewaffnet in den Straßen. Es war der 21. April 1967. Ein Tag, an den man sich immer noch heute mit Schrecken erinnert, ein schwarzer Tag, der das Land in eine tiefe Krise katapultierte. Eine Gruppe von höheren Militärs verhängte eine Diktatur über das Land, welches eigentlich stolz auf die Demokratie als seine eigene Erfindung ist, eine Diktatur, die sieben Jahre lang dauern sollte.

Die siebenjährige Junta, wie sie immer noch heute genannt wird, führte das Land zur wirtschaftlichen Stagnation und spaltete die Gesellschaft tief. Sie beendete eine Aufbruchsstimmung, welche seit Anfang der 50Jahre kontinuierlich herrschte. Eine Blütezeit auch für die Literatur, die Musik, die Malerei und die anderen Künste. Namen wie Seferis, Elytis, Manos Chatzidakis und Mikis Theodorakis führten Griechenland aus der Isolation und machten das heutige Griechenland bekannt auf der ganzen Welt.

Viele Oppositionelle und vor allem Linke wurden verhaftet, brutal gefoltert oder auf Felseninseln in der Ägäis verbannt. Es waren Jahre des Grauens, der Angst, der Hausdurchsuchungen, der Verhaftungen, der Willkür. Politiker, Intellektuelle, Gewerkschaftler, Abgeordnete, hohe Beamte – ca. 8000 Personen wurden bereits in den ersten Tagen des Militärregimes verhaftet, weiteres folgte. Giaros, Makronissos und Leros – öde Inseln in der Ägäis – wurden zum Symbol für eine brutale Zeit.

Grund für den Militärputsch, den viele schon befürchtet hatten, war angeblich die Sicherheit des Landes, die in Gefahr sei. Innere Feinde seien seit Jahren am Werk und das Land laufe große Gefahr. Die Gründe jedoch, die zur brutalsten Diktatur in der neuesten Geschichte Griechenlands führten, gehen viel tiefer und stehen in engen Zusammenhang mit dem verheerenden Bürgerkrieg, der unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg folgte und die Weichen für die späteren politischen Entwicklungen stellte.

Europa reagierte auf den Staatsstreich mit Entschiedenheit. Es wurden sofort das Assoziirungsabkommen und die weiteren Verhandlungen für die Aufnahme Griechenlands in die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft eingefroren. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Griechen das Regime duldete, viele leisteten dennoch Widerstand und machten die unerträgliche Situation im Ausland bekannt.

Unter den Intellektuellen, die sich gegen die Diktatur auflehnten, sollte man die mutige Stellungnahme des Nobelpreisträgers Giorgos Seferis hervorheben, der knapp zwei Jahre nach der Machtübernahme der Obristen, am 28. März 1969, sich gegen das Militärregime heftig äußerte und die bevorstehende Katastrophe vorausgesehen hat. „Zwei Jahre sind bereits vergangen, seitdem uns ein System aufgezwungen wird, das im krassen Gegensatz zu den Idealen steht, für die unsere Welt, für die so aufopferungsvoll auch unser Volk im letzten Weltkrieg gekämpft hat“, heißt es in seiner Erklärung, die wie ein Lauffeuer um die Welt ging. Auch sein letztes Gedicht „Auf dem Stechginster…“, das wenige Wochen vor seinem Tod am 20.09.1971 veröffentlicht wurde, gilt dem Tyrannen und seinem Gefolge. Es sieht mit klaren, unmissverständlichen Worten den blutigen Ausgang der Diktaturzeit.  

Der Studentenaufstand im Athener Polytechnikum, der am 17. November 1973 blutig niedergeschlagen wurde und mehrere Menschenopfer forderte, war nur der erste Teil der Katastrophe. Wenige Monate später, am 20. Juli 1974, fand die türkische Invasion auf Zypern statt, die zur Teilung der Insel führte. Die Rückkehr des Politikers Konstantinos Karamanlis aus dem Pariser Exil am 24. Juli 1974 markierte das Ende einer turbulenten Ära der politischen Instabilität, die fast ein halbes Jahrhundert lang dauerte. Die Wiederherstellung der Demokratie und die politische Stabilität der folgenden Jahre führten Griechenland, bereits im Mai 1979, schließlich zur europäischen Familie.     (AL)