Kubische Häuser und Kirchen, Steinmauern, gepflasterte Wege, die dominierenden Farben Weiß und Blau, sowie harmonische Linien, die in die natürliche Umgebung integriert sind. Die Architektur der Häuser und Gebäude im Allgemeinen in der Ägäis war Gegenstand wissenschaftlicher Studien sowohl an den griechischen Universitäten als auch in den Fakultäten für Architekturstudien ausländischer Universitäten und hat die Kykladen auf der ganzen Welt hervorgehoben. Die moderne Architekturbewegung verwendet als Referenzmodell die Volksarchitektur der Kykladen, modelliert von den klimatischen Bedingungen der Ägäis, den besonderen topographischen Elementen und dem historischen Schicksal jeder Insel.

Kykladen: Der Name wurde von den antiken Geographen wegen ihrer kreisförmigen Anordnung gewählt – der Name Kykladen leitet sich vom griechischen Wort ‚Zyklus‘ ab – rund um die heilige Insel Delos, Geburtsort der Göttin Artemis und des Gottes Apollon.
-Die Kykladen wurden vor zwei Millionen Jahren aufgrund seismischer Aktivitäten vom griechischen Festland getrennt. Sie haben sich geologisch weiterentwickelt und ihre heutige Form vor etwa 10.000 Jahren angenommen.
-Die Kykladen sind eine Gruppe zahlreicher Inseln im südlichen Teil der Ägäis, bestehend aus etwa 35 großen Inseln und Dutzenden kleiner Inselchen im zentralen und südlichen Teil der Ägäis.
-Bewohnte Inseln: Amorgos, Anafi, Andros, Antiparos, Donusa,Heraklia, Thirasia, Ios, Kea, Kimolos, Kufonisi, Kythnos, Milos, Mykonos,Naxos, Paros, Santorini, Serifos, Sikinos, Sifnos, Syros, Schinussa, Tinos und Folegandros.

Die Hauptdeterminanten des architektonischen Stils der Kykladen sind die Sonne, der Wind, die Piraten und die begrenzten Baumaterialien gewesen.
Die strenge Geometrie der Gebäude ist ein Merkmal der Volksarchitektur der Kykladen, jede Insel hat jedoch ihre eigenen architektonischen Besonderheiten wie Felsenwohnungen, Turmhäuser, Dörfer mit Ziegeldächern, Siedlungen in Form eines Schlosses, neoklassizistische Paläste und traditionelle Häuser. Wir treffen auch Gebäude des landwirtschaftlichen und kulturellen Erbes, wie Taubenhäuser, Windmühlen, Wassermühlen, Brücken ,Klöster, „Syrmata“ (traditionelle Anlegeplätze für Boote) usw.

Die traditionellen Gebäude der Kykladen harmonieren perfekt mit der natürlichen Umgebung und sind in Nischen in die Felsen gebaut, wobei Hohlräume als Zisternen und Lagerräume genutzt werden. Das Kennzeichen der Kykladen sind die nackten Felsen und der Kontrast der weißen Häuser mit dem unendlichen Blau der Ägäis. Unterschiede in der Geomorphologie und der Geschichte der einzelnen Inseln spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung ihrer Architektur. Santorini hat Dörfer am Rande der Caldera-Felsen und Felsenhäuser entwickelt, die das Innere vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.


Auf jeder Insel ist die Architektur der Kykladen auf wunderbare Weise mit der lokalen Geschichte und Kultur verknüpft: Aufgrund der venezianischen Eroberung im Mittelalter gibt es viele imposante Türme auf den Inseln Naxos und Andros. Die lange Tradition des Marmors von Tinos hat die Außenfassaden und Innenhöfe prächtig geschmückt. Kythnos und Kea haben Dächer aus roten Ziegeln, die Stadt Ermupolis auf Syros verfügt über elegante neoklassizistische Gebäude. Milos hat typische Häuser, die “Syrmata“genannt werden, während Serifos im späten 19. Jahrhundert Industriegebäude errichtet hat, welche aufgrund des Bergbaus entstanden sind.


Die grundlegendeTypologie der Häuser auf den Kykladen ist das rechteckige Zimmer mit Flachdach als Schutz vor starken Winden und einem Innenhof. Der Innenraum ist einfach, der Nachtbereich hat manchmal einen Höhenunterschied, während die Vertiefungen in den Wänden als Ablagefächer dienten. Diese Häuser sind immer aus Stein und haben nur wenige Öffnungen, da das intensive Licht, der starke Wind und der Mangel an Holz den Bau großer Rahmen nicht zulassen.
Die mit Kalk-getünchten Wände, auf denen die bunten Bouganvillea einen deutlichen Kontrastbilden, sind die Lösung für die Sauberkeit, die Desinfektion der Räume (Kalk ist ein starkes Desinfektionsmittel) und ein Mittel der Wärmeregulierung, da die weiße Farbe die Innentemperatur der Häuser während der Sommermonate senkt. Äußerlich haben sie eine strenge geometrische Form als Schutz vor starken Winden, während die Lichtschattierungen auf den würfelförmigen Volumen eine besondere Plastizität verleihen. Die Häuser der Kykladen zeigen auch dekorative Elemente, trotz der klaren geometrischen Formen, der Klarheit und der Strenge, welche durch konstruktive und funktionale Lösungen diktiert wurden. Man sieht oft aus einem Stück gehauene Säulen und Architravs, durchbohrte Oberlichter über den Fenstern platziert, um Reliefbögen zu füllen, und weitere solche Elemente.


Da Piraterie ein sehr ernstes Problem für die ägäischen Inseln im Mittelalter war, hatte die Architektur einen entschieden defensiven Stil. Die Häuser waren von mächtigen Kastellmauern umgeben, während die Dörfer hoch oben gebaut wurden, weit vom Meer entfernt, um die Überfälle der Piraten rechtzeitig zu erkennen. Anfangs wurden die Häuser mit der Farbe der Materialien belassen, aus denen sie gebaut wurden, ohne Putz oder Tünche, um die Gebäude in ihrer natürlichen Umgebung zu tarnen, um sie vor Piraten zu schützen. Die Häuser vieler Siedlungen sind in konzentrischen Zonen angeordnet, und ihr Straßennetz ist labyrinthartig und kompliziert für die jenigen, die es nicht kennen. Der griechische Premierminister Ioannis Metaxas beschloss 1936 die Häuser der Kykladen-Inseln mit Weiß und Blau zu bemalen, um den weißen Schaum der Wellen der Ägäis und den blauen griechischen Himmel zu symbolisieren. Die weiße Farbe der Wände erfüllt jedoch auch einen natürlicheren Bedarf, da, wie bereits erwähnt, die weiße Farbe die Sonnenabsorption während der Sommermonate verringert.

Kirchen- Windmühlen –Trockenmauer
Unzählige Kirchen der Kykladen-Inseln mit weißen Wänden und blauen oder weißen Kuppeln nehmen einen besonderen Platz in der lokalen Architektur und Kultur ein. Die kirchliche Architektur basiert – immer mit lokalen Variationen – auf der post-byzantinischen kirchlichen Bauart. Äußerlich herrscht noch der strenge geometrische Ausdruck der anderen Bauten und die im Allgemeinen einfache Gestaltung vor, während die Konstruktion viel aufwändiger und die dekorative Auswahl intensiver ist. Es gibt westliche morphologische und strukturelle Elemente in der Kirchenarchitektur, wie Spitzbögen. Typisch für die Architektur der Kykladen sind die traditionellen Windmühlen, die in der Vergangenheit zum Mahlen von Getreide unentbehrlich waren. Fast jedes Dorf hatte noch vor ein paar Jahrzehnten seine eigene Windmühle, aber heute hat der technische Fortschritt diese überflüssig gemacht. Gleichzeitig verweist die alte Kunst der Trockenmauern, welche mit der Kultur der Kykladen eng verbunden ist, auf das ländliche Leben. Die Kunst der Trockenmauern wurde im Jahr 2018 von der UNESCO in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Originaltext: https://shorturl.at/fvGKX

Quellen, Fotos:

https://www.aegeanislands.gr/aegean-place/architecture-aigaio/
https://www.discovergreece.com/el
https://www.visitgreece.gr/el/
Museo dell’Arte Cicladica
https://el.wikipedia.org/