Die erste Konferenz der Italienophonie fand am 18.11.2025 im Palazzo Villa Madama in Rom statt und wurde gemeinsam vom italienischen Außenministerium und der Società Dante Alighieri organisiert.
Griechenland wurde — im Namen des Außenministers Georgios Gerapetritis — durch die Generaldirektorin der 5. Generaldirektion für öffentliche Diplomatie, Botschafterin Ekaterini Koika, sowie durch den Abgeordneten des Dodekanes und Präsidenten der Freundschaftsgruppe Griechenland–Italien, Vasilios Ypsilantis, vertreten.
Die Konferenz verabschiedete die Erklärung zur Gründung der „Gemeinschaft der Italienophonie“, eines ständigen Forums zur Förderung der italienischen Sprache als Sprache des Friedens und des Dialogs. Dieses Forum soll Brücken des Austauschs zwischen den Völkern in Bereichen wie Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und anderen schaffen.
In seiner Botschaft betonte der italienische Außenminister Antonio Tajani unter anderem “die Bedeutung der historischen Bande zwischen Griechenland und Italien, da die griechische Kultur die „Mutter“ der italienischen sei”. Er fügte hinzu, dass “Athen und Rom in der Antike gewissermaßen miteinander “verschmolzen seien” und so eine gemeinsame Identität im Mittelmeerraum geprägt hätten”.
Von griechischer Seite hob Botschafterin Koika den tiefgreifenden Einfluss der griechischen Sprache und des griechischen Alphabets auf die Entwicklung des Lateinischen und in der Folge der italienischen Sprache hervor. Sie betonte die Bedeutung der griechischen Kultur, die „ihren Eroberer eroberte“, indem sie die römische Welt mit griechischer Kunst, Wissenschaft und Philosophie bereicherte. Unter anderem erklärte sie:
“Für uns Griechen ist die italienische Sprache eine benachbarte und uns zutiefst vertraute Sprache. Italienisch zu sprechen bedeutet oft, einen Rhythmus und eine Melodie wiederzuentdecken, die uns seit Jahrhunderten eigen sind. Die Geschichten unserer beiden Länder sind seit der Antike eng miteinander verflochten: Griechenland und Rom waren zwei Leuchtfeuer der Zivilisation, die gemeinsam die Grundlagen der westlichen Kultur geprägt haben. Das Mittelmeer war keine Grenze, sondern ein weitläufiger gemeinsamer Raum, in dem Ideen, Worte und Empfindungen aufeinandertrafen. Aus diesem Dialog ging die italienische Sprache hervor.
Die italienische Sprache, Tochter des Lateinischen, trägt zugleich ein griechisches Erbe in sich. Das Alphabet, mit dem wir die Meisterwerke der italienischen Literatur schreiben, stammt aus dem griechischen Alphabet. Als Rom Griechenland eroberte, ereignete sich ein bemerkenswertes Phänomen: Die griechische Kultur eroberte ihren Eroberer, indem sie Philosophie, Kunst und Wissenschaft in das Herz der römischen Welt brachte.
Die Beziehung zwischen unseren Völkern ist uralt und tief verwurzelt: von den Städten der Magna Graecia über die griechischen Dialekte in Apulien und Kalabrien bis hin zu den großen byzantinischen Gelehrten, die im 15. Jahrhundert Manuskripte griechischen Wissens nach Italien brachten. Dieser Dialog ist niemals abgerissen. Die griechische und die italienische Sprache teilen eine gemeinsame Sicht auf den Menschen: Das Griechische vermittelt Tiefe und Sinnsuche, das Italienische Harmonie und Ausdrucksschönheit. Gemeinsam verkörpern sie den europäischen Geist, in dem Vernunft und Kunst einander nicht widersprechen, sondern sich gegenseitig ergänzen.
Wie Andrea Marcolongo schreibt: “Griechisch ist keine Sprache der Vergangenheit, sondern eine Art, die Gegenwart mit Tiefe zu leben”. Und wie uns Odysseas Elytis erinnert, bedeutet es, Grieche zu sein, die Idee über die Sinne zu erfassen – genau das, was die italienische Sprache fortführt, indem sie Gedanken in Melodie verwandelt. Der Dialog zwischen der griechischen und der italienischen Sprache ist nicht nur ein historisches Erbe, sondern ein lebendiges Fundament für die Zukunft. Heute gehen Griechenland und Italien Seite an Seite als Partner in Europa und Hüter eines gemeinsamen kulturellen Erbes. Lasst uns diesen Dialog lebendig halten. Lasst uns die italienische Sprache lehren, lernen und feiern – als Brücke zwischen unseren Gemeinschaften und als Schatz Europas
Denn Italienisch und Griechisch sind nicht zwei getrennte Melodien, sondern die Harmonie eines einzigen großen mediterranen Liedes, das weiterhin die Welt inspiriert.“
Titelbild: Botschafterin Ekaterini Koika, Generaldirektorin der 5. Generaldirektion für öffentliche Diplomatie, bei der Ersten Konferenz der Italienophonie.
(PS)




