Das Benaki Museum wurde in einem Jahr gegründet, welches von dem folgenreichsten Börsenkrach der Finanzgeschichte gekennzeichnet war. Im Jahre 1929, dem Todesjahr von Emmanuel Benakis, wurde das Museum in Athen in einem prächtigen, neoklassizistischen Gebäude gegenüber vom griechischen Nationalgarten untergebracht. Dort bietet das Benaki-Museum auch heute noch einen großartigen Blick in die griechische Geschichte und die griechische Kultur an.

Der Gründer Antonis Benákis war der Sohn von Emmanuel Benakis, welcher auf Syros im Jahr 1843 geboren wurde und als erfolgreicher Baumwollhändler in Ägypten, vor allem in Alexandrien, tätig war. Der Sohn Antonis, 1873 in Alexandrien geboren, hatte das väterliche Erbe noch weiter vermehrt. Hinzu kam ziemlich früh seine Passion als Kunstsammler, die Jahr für Jahr größer wurde. Seine Sammlungen haben einen exemplarischen Charakter und zeugen von einem großen, feinen und kenntnisreichen Kunstliebhaber.

Antonis Benakis führte vor allem eine bis in die Antike zurückreichende Tradition des wohltätigen Mäzenatentums weiter. Er entwickelte sich zu einem großen Mäzen, der dem Sammelideal treu blieb und sich unablässig bemühte, der historischen Wahrheit, dem Schönen und Wahrem zu dienen. In das politische Geschehen seiner Zeit mischte er sich jedoch nicht ein, im Gegensatz zu seinem Vater, der es bis zum Abgeordneten, zum Minister und schließlich zum Bürgermeister von Athen schaffte.

Das neoklassizistische Gebäude, welches sich in der Vassilissis Sofias Straße befindet, war anfänglich der Sitz der Familie Benakis. Gegen Ende der 20er Jahre wurde es zu einem mustergültigen Museum umgewandelt. Dies alles spiegelt das Bestreben jener Zeit wider, Griechenland zu reformieren und aus einem ehemals kleinen Territorium des osmanischen Reiches ein modernes, demokratisches Land zu machen. Dazu gehörte natürlich auch die tatkräftige und finanzielle Unterstützung von sehr reichen griechischen Familien, die oft ihr Vermögen für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellten.    

Das Benaki Museum ist heute das bedeutendste Privatmuseum Griechenlands. Es führt den Besucher durch alle Epochen der griechischen Kultur, von der vorgeschichtlichen bis zur heutigen Zeit. Es finden auch, parallel zu den permanenten Sammlungen, zahlreiche Sonderausstellungen statt. Von ganz besonderer Bedeutung ist die Manuskriptsammlung, wo man authentische Manuskripte von namhaften griechischen Autoren und Komponisten sehen kann.     

In den fünfundzwanzig Jahren, von 1929 bis zu seinem Tod im Jahre 1954, ist es Antonis Benakis gelungen, ein schönes, imposantes Museum zu schaffen. Die kompetenten Fachleute, die er im Laufe der Zeit engagierte, trugen wesentlich dazu bei, die Weiterentwicklung des Museums zu sichern. Angelos Delivorrias (1937-2018), der jahrzehntelange Leiter des Museums, hat mit seinem beispiellosen Fleiß und seinen großen Fähigkeiten, das Benaki Museum weltbekannt gemacht.

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Bald war im Stammhaus nicht mehr Platz genug für die reichen Sammlungen. So entstand nach und nach das neue Benaki Museum in der Pireos Straße, welches heute für Musikaufführungen und Sonderausstellungen griechischer und internationaler Kunst sehr bekannt ist. Besonders erwähnenswert sind auch das Islamische Museum, das sich in der Nähe des Kerameikos befindet, und das Museum für chinesische Kunst, welche ebenfalls zum Benaki-Museum gehören.

Das Benaki-Museum in der Vasilissis Sofias Straße dokumentiert die ganze griechische Geschichte und die imposante griechische Kultur. Mit ausgewählten Exponaten aus dem Paläolithikum und dem Neolithikum, reichen die wunderschönen Sammlungen bis zur heutigen Zeit. Die kykladische Kunst, die minoisch-mykenische Kunst, die Klassik, der Hellenismus und die römische Zeit; die byzantinische Kunst und die Zeit der osmanischen Herrschaft bis zur heutigen Zeit werden reich dokumentiert und beeindrucken den Besucher.  

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Besonderer Erwähnung bedarf die Ikonensammlung, die durch die Sammeltätigkeit von Emilios Velimezis (1902-1946) entstanden ist. Velimezis war ein enger Mitarbeiter von Antonis Benakis. Es ist ihm gelungen, eine große Sammlung von postbyzantinischen Ikonen aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert aus mehreren Regionen Griechenlands zu vereinen. Sie dokumentiert in einzigartiger Weise die Geschichte der Sakralmalerei nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453. Die Sammlung von Velimezis wurde im Jahr 1998 im Ikonenmuseum in Recklinghausen ausgestellt, im einzigen Museum Deutschlands und im europäischen Raum mit Exponaten orthodoxer Kunst. Dies ist nur eine von den vielen Ausstellungen des Benaki-Museums auf der ganzen Welt.                 (AL)

www.benaki.org