Der Wiener Musikverein ist durch die Übertragung des Neujahrkonzerts weltbekannt und beliebt von allen Musikfreunden. Seine Verbindung jedoch mit einem berühmten, in Wien geborenen, Grieche der Diaspora, Wohltäter sowohl in Österreich als auch in Griechenland, Nikolaus Dumba ist vielleicht nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt.

Nikolaus Dumba, Son eines aus dem mazedonischen Dorf Vlasti nach Österreich emigrierten Griechen, war 1830 in Wien geboren. Er studierte am akademischen Gymnasium in Wien und danach schlug er, entgegen seiner Ausbildung und seinen humanistischen und künstlerischen Begabungen, eine kaufmännische und politische Laufbahn ein. Die Revolutionszeit in den Jahren 1847-8 verbrachte er mit seinem Bruder beim österreichischen Gesandten in Athen, Anton Prokesch von Osten.

Dumba office libraryThe office and library of the Austrian industrialist Nikolaus Dumba in his Viennese residence Palais Dumba (Quelle: Wikimedia Commons)

Er betrieb nicht nur eine stark exportorientierte Baumwollgarn-Spinnerei in Tattendorf, Niederösterreich, die 1873 rund 180 Arbeiter beschäftigte, sondern besaß auch große Landgüter bei Bukarest. Sein Vermögen und seine blühende wirtschaftliche Lage ermöglichten ihm, sich den von ihm bevorzugten Bereichen zu widmen, sowie auch sich ein Palais in der Wiener Ringstraßenzone erbauen zu lassen, dessen künstlerische Ausgestaltung er Hans Makart und Gustav Klimt übertrug.

Nikolaus Dumba unterhielt gute Beziehungen zum Kaiser Franz Joseph und zu Kronprinz Rudolf und bekleidete verschiedene politische Ämter; von 1870-1896 war er Mitglied des niederösterreichischen Landtages, 1885 wurde er vom Kaiser auf Lebenszeit zum Mitglied des Herrenhauses (des aus Vertretern des Adels, des Klerus und besonders verdienstvollen Bürgern bestehenden Oberhauses) des österreichischen Reichrates ernannt.

Musikverein in WienMusikverein in Wien/ Foto: Unger05, Musikverein in Wien, CC BY-SA 3.0 AT (Quelle: Wikimedia Commons)

Besondere Bedeutung erlangte er jedoch als Kunstmäzen und Kunstsammler. Durch seine Tätigkeit – er war unter anderem Mitglied der Akademie der bildenden Künste, Leiter des Kunstvereins, Vizepräsident des Musikvereins und Vorstandmitglied des Männergesang-Vereins – übte er einen wichtigen Einfluss auf die Künstlerförderung der Zeit und regte die Errichtung zahlreicher Denkmäler für Komponisten an. Seine Leidenschaft für die Musik machte ihn einen bedeutenden Unterstützer und Spender des Musikvereinsgebäudes, mit dessen Entwurf der dänische Architekt Theophil Hansen beauftragt war, weil er sich nach dem Studium in Wien, in Athen mit dem klassizistischen Baustil vertraut gemacht hatte.

Dumbas Großzügigkeit beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Künstlerförderung in Österreich. Als Vorsitzender der griechischen Gemeinde St. Georg in Wien, gehörte er auch zu den Spendern, die 1898 die Umgestaltung der griechisch-orthodoxen Kirche und die Errichtung des Glockenturms ermöglichten. Nikolaus Dumba stellte – wie auch die griechisch-österreichische Familien Sinas und Karajans – hohe Mittel für griechische Einrichtungen zur Verfügung. Der Nationale und Kapodistrias-Universität Athen stiftete er Mittel für deren Innenausrichtung, sowie der nah am väterlichen Heimatdorf liegenden Stadt Serres einem Waisenhaus und eine Berufsschule.

Beide Länder, sowohl Österreich als auch Griechenland, erkannten Dumbas wertvollen Beitrag zum öffentlichen Leben an. Die Stadt Wien ernannte ihn 1890 zum Ehrenbürger und 1900, in seinem Todesjahr, benannte die Straße, in der sich das Musikvereinsgebäude befindet, nach ihm. Für Griechenland ist der Name Nikolaus Dumba im Goldenen Buch der nationalen Wohltäter eingetragen und wird dementsprechend geehrt.

Introbild: Porträt des Industriellen, Politikers und Kunstmäzens Nicolaus (Nikolaus) Dumba (1830–1900) / Foto (Quelle: Wikimedia Commons)

EG

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