Die reiche Geschichte Griechenlands spiegelt sich unter anderem in den zahlreichen historischen Gebäuden im ganzen Land wider. Die Bauweise reicht von der osmanischen und venezianischen Architektur bis hin zum typischen neoklassizistischen Stil. Viele dieser Gebäude, die zunächst als Wohnungen dienten, sind im Laufe der Jahre in Museen, Verwaltungsgebäude und Kulturzentren verwandelt worden.
 
Die malerische nordwestliche Stadt Kastoria liegt eingebettet in eine idyllische Naturlandschaft direkt am Orestida- (oder Kastoria) See. Die Bewohner der Stadt beschäftigten sich über 500 Jahre mit der Pelz- und Lederverarbeitung, welche die Stadt ehemals zu großem Wohlstand geführt hat. Heute ist die Stadt eines der größten Zentren des Pelzhandels auf europäischer Ebene. Sie ist ferner für ihre byzantinischen und osmanischen Monumente, sowie für die eindrucksvollen Herren– und Bürgerhäuser der Altstadt bekannt. 
 

Eines der ersten Herrenhäuser der Stadt ist das ehemalige Waisenhaus, das heute als Schulgebäude dient.  Das ursprüngliche Gebäude war das Haus der prominenten Familie Belti und wurde 1730 errichtet. Als das alte Herrenhaus 1924 zum Waisenhaus umgewandelt wurde, wurde die Nutzfläche des Gebäudes durch Ergänzungen verdoppelt. Auf den Fenstern des ursprünglichen Gebäudes gab es einige Spitzbogen gotischen Stils, die bei der Architektur der Gegend besonders selten sind. 1907 wurde das Gebäude von der griechischen Gemeinde der Stadt angekauft und zur Betreuung von Waisen des makedonischen Krieges benutzt.  Von 1924 bis 2000 diente es als nationales Waisenhaus. 

 
Während der osmanischen Besatzung wurden in der Stadt zahlreiche muslimische Schulen erbaut, die ein besonders religiösen Charakter hatten. Diese Gebäude waren die berühmten „Medresen“, die aus der Zeit der Selcuken Türken stammen. In Kastoria existiert bis heute der „Medrese“ von Ahmet Pascha, der auf der Strasse Dioikitiriou liegt. Das Gebäude gilt als eines der wichtigsten von Kastoria und wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Dort studierten die sogenannten „Ulama“, die anschließend Stellen in der osmanischen Verwaltung oder im Priestertum besetzten. Das Gebäude hat die Form des griechischen Buchstabens „Π“ und verfügt über einen Innenhof, umgeben von einer Kolonnade. Es hat 14 Säle, darunter Klassenzimmer, Schlafzimmer und Gebetsräume für die Studenten. 1924 wurde das Gebäude zum geschützten Denkmal erklärt. 
 
neratziDie herrlichen Herrenhäuser von Kastoria stammen aus dem 17. Jahrhundert und waren die Residenzen von prominenten Händlern der Stadt, die nach Istanbul, den Donauländern und Mitteleuropa reisten. Diese traditionelle mazedonische Gebäude wurden nach dem Vorbild der Herrenhäuser von Istanbul errichtet und sie weisen Merkmale der byzantinischen Architektur vor. Ein solches Beispiel mazedonischer Architektur ist das Herrenhaus der Familie Nerantzi – Aivazi, das am Anfang des 18. Jahrhunderts im Viertel „Doltso“ gebaut wurde. Besonders beeindruckend ist die Malerei des Innenraums, die Landschaften aus Istanbul und Italien darstellt. Das Gebäude gehört seit 1975 dem griechischen Staat und beherbergt heute das Volkskundmuseum von Kastoria. (Art.S)