Die Stadt Eleusis (Elefsina), eine griechische Stadt mit bedeutender alter, moderner und zeitgenössischer Geschichte und einer reichen historischen und mythologischen Vergangenheit, wurde seit dem 1. Januar offiziell zur Kulturhauptstadt Europas für 2023 erklärt. Eleusis ist die vierte griechische Stadt, die als Kulturhauptstadt Europas, nach Athen (1985), Thessaloniki (1997) und Patra (2006), ausgewählt wurde.
Der Charakter der Stadt Eleusis setzt sich aus herausragenden Spuren der Antike und der modernen Geschichte der Bevölkerungsbewegungen, der Arbeiterbewegungen und der industriellen und kulturellen Entwicklung zusammen, was Eleusis zu einem einzigartigen historischen Ort der antiken und modernen griechischen Geschichte und zu einem dynamischen Modell der europäischen Stadtentwicklung macht. Eleusis, der Geburtsort von Aischylos, war schon in der Antike für die Eleusinischen Mysterien bekannt, eine der wichtigsten religiösen Zeremonien des antiken Griechenland. Ihr Ritual stellt den Mythos von Persephones Entführung durch den Gott der Unterwelt, Hades, die Reise ihrer Mutter, der Göttin Demeter auf der Suche nach ihrer Tochter, den Aufstieg der schönen Tochter aus der Welt der Toten und die Wiedervereinigung mit ihrer Mutter dar. Während ihrer tragischen Reise befindet sich die Göttin in Eleusis und wird von König Keleos beherbergt. Um ihm für seine Gastfreundschaft zu danken, enthüllt sie den Elefsinern die geheimen Rituale und die gesegnete Kunst der Feldbestellung und fordert sie auf, ihr zu Ehren ein Heiligtum zu errichten.
Neben seiner mythologischen Tradition besitzt Eleusis als eine der fünf wichtigsten heiligen Stätten der Antike einen seltenen archäologischen Reichtum. Römische Kaiser wie Hadrian und Marcus Aurelius waren, nachdem sie in die Zeremonien der Göttin eingeweiht worden waren, Pilger, Wohltäter und Erneuerer des Heiligtums.
Die Kulturhauptstadt Europas 2023 Eleusis beginnt damit, die Stadt und Griechenland mit Kultur und Kunst der Welt zu präsentieren. Die Wahl dieser Stadt zur Kulturhauptstadt 2023 soll ihr wohl eine neue kulturelle Identität verleihen, welche die kulturelle Kontinuität und Einzigartigkeit von Eleusis als historischer Ort gewährleisten.
Die Einrichtung der Kulturhauptstadt Europas, die 1985 auf Initiative der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri und des damaligen französischen Kulturministers Jack Lang begann, hat sich zu einem der wichtigsten kulturellen Ereignisse entwickelt, das die kulturelle Vielfalt Europas, den Dialog und das gegenseitige Verständnis zwischen den europäischen Bürgern, die Stärkung der Mobilität zwischen den Ländern der Europäischen Union und den Erfahrungsaustausch fördern. Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ bietet die Möglichkeit, den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa zu demonstrieren, den nachhaltigen Tourismus zu entfalten und die Entwicklung der Städte durch Kultur zu fördern. Außerdem hat er langfristig positive soziale und wirtschaftliche Auswirkungen sowohl für die Städte als auch für die umliegenden Regionen.
Eleusis reiht sich in die Familie der über 70 europäischen Städte ein, die diesen Titel bisher erhalten haben, und ist gleichzeitig eine der kleinsten Städte in Bezug auf die Einwohnerzahl in der Geschichte der Institution.
Die künstlerische Vision der Organisatoren ist die Entwicklung bzw. Förderung der materiellen und immateriellen Wirtschaft einer Stadt mit Hilfe von Kunst, Kultur und Forschung. Inspiriert von der reichen Geschichte der Stadt gestaltet 2023 Eleusis ein integriertes Kunst-, Forschungs- und Bildungsprogramm mit dem allgemeinen Titel „Mysterien des Übergangs“ („Mysteries of Transition“), das auf drei zentralen Themenachsen basiert: Mensch und Gesellschaft, Umwelt und Arbeit. Die „Mysterien des Übergangs“ spiegeln die einzigartigen Merkmale der Stadt und die aktuellen Herausforderungen wider, vor denen sowohl Eleusis als auch Europa stehen.
Das Programm umfasst 130 Kunstwerke, 465 Veranstaltungen, 30 Veranstaltungsorte, 17 Kunstformen, 192 griechische und 137 internationale Künstler aus 30 Ländern aus Europa, Amerika und Asien. Eleusis
2023 stellt auch Künstler aus der lokalen Gesellschaft vor, plant Bildungs- und Erneuerungsprogramme und verwandelt sich in ein kulturelles Zentrum mit täglichen Aktionen und Aktivitäten während des ganzen Jahres. Im Rahmen der Kulturhauptstadt werden insgesamt 30 Innen- und Außenräume, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich in Anspruch genommen. Wichtige Gebäude und Industriedenkmäler der Stadt werden renoviert oder als Kulturräume wiedereröffnet und markieren das materielle Erbe der Einrichtung. Die Küstenfront verwandelt sich in eine Open-Air-Bühne, auf den Plätzen der Stadt finden bildende und künstlerische Veranstaltungen statt.
Am Samstag, dem 4. Februar, findet die spektakuläre Eröffnungszeremonie Mysterium 0 an der Küstenfront der Stadt statt, die von einem vielfältigem Programm mit Ausstellungen, Konzerten, DJ-Partys und parallelen Veranstaltungen in der ganzen Stadt begleitet wird, welches am folgenden Abend endet. Die symbolträchtige Eröffnungszeremonie ist von der Geschichte und Mythologie der Stadt inspiriert: die Prozessionen und die Verbindung zwischen der Ober- und der Unterwelt. Sie ist die Idee bzw. Konzeption des künstlerischen Generaldirektors Michael Marmarinós, und sie wird von dem angesehenen britischen Regisseur Chris Baldwin geleitet.
2023 Eleusis führt sein Programm in Zusammenarbeit mit nationalen Institutionen – wie dem National Museum der Modernen Kunst (EMST), dem Benaki Museum, dem Athens Epidaurus Festival und dem Thessaloniki International Film Festival – sowie mit 137 internationalen Partnern durch, mit der Umsetzung einer internationalen Vernetzungsstrategie, welche entscheidend zur Gestaltung eines vielfältigen und spannenden Programms beigetragen hat.
