Investitionen und Exporte sowie Innovation und Digitalisierung zählen zu den wichtigsten Pfeilern der Wirtschaftspolitik der griechischen Regierung für das bevorstehende Jahr. Diese Prioritäten wurden neuerdings vom Premierminister Kyriakos Mitsotakis bei zwei bedeutenden Veranstaltungen, dem 31. Greek Economic Summit der griechisch-amerikanischen Handelskammer und dem virtuellen Forum des Panhellenischen Verbandes der Exporteure, erläutert.

Die Regierung bemüht sich, den unvermeidlichen steilen wirtschaftlichen Niedergang, der durch die Pandemie verursacht wird, zu begrenzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Erholung am Tag danach so stark ist wie der Fall.

Premierminister Mitsotakis und seine Mitarbeiter haben die Maßnahmen erforscht, die Vorrang haben müssen, wenn das Land zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnen soll.

Eine dieser Prioritäten wird darin bestehen, ausländische Investitionen zu fördern, insbesondere von Unternehmen, die Knotenpunkte in Griechenland einrichten möchten. Mitsotakis kündigte einen solchen Knotenpunkt auf dem 31. jährlichen griechischen Wirtschaftsgipfel der amerikanisch-hellenischen Handelskammer an, der vom Pharmagiganten Pfizer eingerichtet wird und 600 Arbeitsplätze zu schaffen plant. Diese Ankündigung folgt auf diejenigen von Microsoft, Rechenzentren in Griechenland zu errichten sowie von VW auf Astypalea ein Pilotprojekt für Klimaneutrale Mobilität zu starten.

Knotenpunkte können die Wirtschaftstätigkeit fördern, bringen aber an sich nicht viele Arbeitsplätze. Die größeren Herausforderungen für die Regierung, wie Premierminister Mitsotakis sie auf dem Wirtschaftsgipfel darlegte, wären die Beseitigung von Einkommensunterschieden, die Gewährleistung angemessener Löhne und die Schließung der bestehenden digitalen Lücke.

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Griechenland bezweckt nicht nur, Arbeitsplätze zu Hause zu schaffen, sondern auch „digitale Nomaden“ anzuziehen, d.h. Berufstätige, die unabhängig vom Standort von ihrem Computer aus arbeiten – ein Trend, der durch die Pandemie verstärkt wird – sowie Rentner aus Nord- und Westeuropa. Bis auf ein warmes Klima und eine ziemlich günstige Lebensweise, Griechenland braucht noch ein effizienteres Gesundheitssystem um Rentner und „digitale Nomaden“ anzulocken, deswegen plant die Regierung eine Gesundheitsreform.

Zu den Prioritäten der griechischen Regierung im bevorstehenden Jahr zahlen auch die Senkung der Unternehmensteuer, der Schutz der Arbeitsplätze und die Bereitstellung von Liquidität, insbesondere für Kleinunternehmen, die keinen Zugang zum Bankensektor haben. Die griechische Regierung will die richtigen Anreize für Investoren schaffen, die in Griechenland investieren wollen. In diesem Rahmen hat sie die Steuerbelastung der Unternehmen bereits reduziert und hat auch vor, im kommenden Jahr die Sozialversicherungsbeiträge um 3,9% zu senken und den Solidaritätsbeitrag abzuschaffen; ihr Ziel ist, die Arbeitsbesteuerung viel wettbewerbsfähiger zu machen.

Die Pandemie beschleunigte die Digitalisierung sowohl der öffentlichen Dienste als auch der Wirtschaft. Eine große Anzahl von Diensten, für die traditionell physische Präsenz erforderlich war, über die Webseite gov.gr rasch digital angeboten wurde und damit das Leben der Bürger viel einfacher gemacht hat. Über 720 Dienste werden bereits digital angeboten, wobei Ziel der Regierung ist, in den nächsten Monaten noch mehr Dienste zu digitalisieren und 1.000 zu erreichen. Alle Schulklassen, vom Kindergarten bis zum Gymnasium, arbeiten mittlerweile digital; rund 100.000 Klassen bieten täglich virtuellen Unterricht an. Die Regierung stellte die Digitalisierung im Mittelpunkt ihrer Politik für das bevorstehende Jahr, auch weil sie sie als Mittel für die Beseitigung unnötiger Bürokratie betrachtet.

Griechenland verfügt über eine hochqualifizierte Diaspora mit Berufserfahrung bei multinationalen Unternehmen; es geht um eine Arbeitskraft von hoher Qualität, die das Land während der jüngsten Wirtschaftskrise verlassen hat. Vorrangig für die Regierung ist sie durch steuerliche Anreize zu überzeugen in die Heimat zurückzukehren. Bereits 2021 werden diejenige, die in den letzten sieben Jahren nicht in Griechenland steuerlich ansässig waren und nach Griechenland zurückkehren, nur 50% der Einkommensteuer für die nächsten fünf Jahre zahlen.

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Exporte bleiben weiterhin eine bedeutende Stütze der griechischen Wirtschaft. Trotz der Pandemie erweisen sie sich als robust, betonte der Premierminister neuerdings beim Kongress des Panhellenischen Verbandes der Exporteure. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 erreichten sie 17,5 Milliarden und übertrafen damit die entsprechende Leistung von 2019 um 253 Millionen. Gleichzeitig erweisen sie sich als flexibel, da beispielsweise die Verluste im Erdölsektor durch den deutlichen Anstieg von Arzneimitteln, Lebensmitteln, Chemikalien und metallurgischen Produkten sofort ausgeglichen wurde. Der Rückgang des Handels mit europäischen Märkten wurde durch gestiegene Exporte in Schwellenländer ausgeglichen.

Die Flexibilität der Industrie wurde außerdem durch die sofortige Umstellung auf die Produktion von Sanitärartikeln bewiesen, die die nationale Selbstversorgung sichergestellt haben und bereits die internationalen Märkte erobern. Diese Leistung ist auf zwei Faktoren zurückzuführen, nämlich die Einsicht der griechischen Unternehmer einerseits und die Unterstützung der Regierung andererseits, die alle Exporthandelsdienstleistungen unter der Koordination des Außenministeriums gestellt hat. Die Unternehmensbesteuerung nimmt allmählich ab, wie auch die bürokratischen Belastungen für Neuinvestitionen, während Enterprise Greece ebenfalls reformiert wird und das Land bereits über einen nationalen strategischen Extrovertiertheitsplan verfügt, der 85 Maßnahmen umfasst.

Die Bemühungen der Regierung, die nationale Wirtschaft zu stützen und zu fördern, werden durch die Tätigkeit verschiedener Stiftungen und Handelskammer unterstützt. Vor kurzem wurde das virtuelle 7. Deutsch-Griechische Lebensmittelforum von der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer unter der Schirmherrschaft des Griechischen Außenministeriums und des Ministeriums für Agrarentwicklung und Lebensmittel organisiert, mit dem Ziel die griechischen Agrarprodukte zu fördern und neue bilaterale Synergien zu ermöglichen. Ein virtuelles Innovationsforum folgt – zum zweiten Mal in Folge – am 17. Dezember, organisiert auch von der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer mit Schwerpunkten die Forschung und Innovation in den Bereichen der Gesundheit, der Verwertung von Rohstoffen und der Energieerzeugung aus Abfällen. In dieselbe Richtung bewegen sich auch andere Stiftungen wie z.B. das Auslandsbüro Griechenland/Zypern der Konrad Adenauer Stiftung, das in Zusammenarbeit mit der Kulturvereinigung nordgriechischer Unternehmer und dem Navarino Network das „Thessaloniki Symposium“ organisiert, im Rahmen dessen ein Gespräch über die Perspektiven der griechischen Wirtschaft in einem Umfeld globaler Rezession letzte Woche stattgefunden hat.

Bilderquelle: Enterprise Greece

EG

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